Deutsch als Zweitsprache (DAZ)

Aus Schulprogramm der Roseggerschule
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Der Anteil von Kindern und Jugendlichen mit Migrationshintergrund an Förderschulen ist überproportional hoch. Wenn diese Kinder zur Förderschule wechseln, haben sie - wie viele andere Kinder aus Familien in wirtschaftlichen und sozialen Problemlagen - das Schulversagen als eine Folge der Benachteiligung bereits deutlich als eigenes Versagen erlebt. Überforderung und Frustration im Schulalltag erschweren die soziale Anpassung. Hieraus resultieren auch Auffälligkeiten im Lernverhalten sowie in der emotionalen und sozialen Entwicklung. Dies berücksichtigend, ist es uns ein besonderes Anliegen, dass alle Schülerinnen und Schüler der Roseggerschule ihre sprachlichen Kompetenzen weiterentwickeln und die Bildungssprache Deutsch möglichst gut beherrschen lernen. Denn Deutsch ist nicht nur Unterrichtsfach, sondern auch das Medium und der Schlüssel zum Lernen in allen Fächern. Die Beherrschung der deutschen Sprache ist eine Basisqualifikation, die für den Erfolg in der Schule, die Teilhabe an unserer Gesellschaft und die Integration von grundlegender Bedeutung bleibt. Darüber hinaus soll den Schülerinnen und Schülern mit Migrationshintergrund die Möglichkeit gegeben werden, sich mit ihrer (Familien-)Geschichte, ihrem Herkunftsland und der entsprechenden Kultur identifizieren zu können. Vielen Kindern mit Migrationshintergrund fehlt allerdings bereits das Wissen um ihre nationale Herkunft und die entsprechende Sprache. Deshalb ist es im konkreten pädagogischen Handeln für diese Kinder und Jugendlichen wichtig, die Anerkennung ihrer individuellen Kompetenzen und persönlichen Potenziale zu erfahren. Ein Unterricht, in dem sowohl die Schülerinnen und Schüler mit der Muttersprache Deutsch als auch jene mit Deutsch als Zweitsprache kulturelle Differenz und Vielfalt wertschätzend und bereichernd erleben, trägt zu einer interkulturellen Verständigung in unserer Gesellschaft bei, die sich auf verstärkte Zuwanderung einstellen will.


Kinder und Jugendliche mit Migrationshintergrund an der Roseggerschule

Der Anteil der Schülerinnen und Schüler mit Migrationshintergrund an unserer Schule beträgt in den Klassen 1 bis 10 über 30%. Sie kommen aus 10 verschiedenen Nationen, überwiegend aus Südosteuropa und aus den ehemaligen sowjetischen Mitgliedsstaaten. Russisch, Polnisch und Albanisch sind die am häufigsten gebrauchten Verkehrssprachen in diesen Familien. Von 1980 bis 1999 war Waldbröl mit einer Außenstelle von Unna-Massen für viele Migranten aus dem Osten der Startpunkt für ein Leben in der deutschen Gesellschaft. Zahlreiche Familien fanden hier im Umkreis ein Zuhause. So erklärt sich, dass mehr als die Hälfte der Schülerinnen und Schüler mit Migrationshintergrund an unserer Schule Kinder von Aussiedlern und Spätaussiedlern sind. Nur ein Viertel dieser Schülerinnen und Schüler gehören noch zur „ersten Generation “, d.h. sie sind ebenso wie ihre Eltern im Ausland geboren und mussten Deutsch als Fremdsprache erleben und neu erlernen. Überwiegend zählen die Schüler und Schülerinnen unserer Schule zur „zweiten und dritten Generation“, d.h. sie sind in Deutschland geboren und aufgewachsen und mit der deutschen Sprache ständig in Berührung gekommen. Ihre Eltern stammen aber aus dem Ausland und in ihrem Elternhaus wird nicht oder nicht durchgängig die deutsche Sprache gesprochen. In ihrem Leben spielen zwei Sprachen eine Rolle, wobei häufig auch die Sprache der Eltern oder eines Elternteils weder fließend gesprochen noch als Schriftsprache erlernt wird. Einige Schüler können die „Erstsprache“ nur noch verstehen. Auch Kinder und Jugendliche aus Familien mit wirtschaftlicher und sozialer Problemlage kommunizieren in einer sprachlichen Form, die im Wortschatz und in der Grammatik stark reduziert ist. Es breitet sich in der Alltagskommunikation unter den Schülern zunehmend eine eigene, umgangssprachliche Sprachvariante aus, die z. B. auf Präpositionen und Artikel weitgehend verzichtet („Ich gehe Sportplatz.“) und sich immer weiter von der Bildungssprache entfernt.

Ziele

Ziel ist es, an unserer Schule eine umfassende „interkulturelle Kompetenz“ zu erreichen.

Diese umfasst

  • die Toleranz, die notwendig ist, um Unterschiede zur eigenen Kultur zu sehen und auszuhalten,
  • die Empathie, die gebraucht wird, um sich in das Denken und Handeln von Menschen anderer Herkunft hineinfühlen zu können und
  • die kommunikativen Kompetenzen, die unverzichtbar sind, um miteinander in Dialog treten und handeln zu können.

All unsere Maßnahmen - seien es die hier beschriebenen, planvollen Maßnahmen oder auch die täglichen, vielfältigen, beziehungsstiftenden Bemühungen der Lehrer und Lehrerinnen - haben zum Ziel, die Integration und Teilhabe der Kinder durch Bildung an unserer Gesellschaft zu fördern. Unser grundlegender Beitrag ist dabei die Integration in die Klassengemeinschaft, die aktive Teilnahme am Unterricht und am Schulleben sowie der Übergang von der Schule in die Arbeitswelt.


Sprachförderung für Schülerinnen und Schüler mit Deutsch als Erst - und Zweitsprache

Alle Lehrerinnen und Lehrer unserer Schule tragen täglich zur Umsetzung der beschriebenen Ziele bei, indem sie

  • ihre wertschätzende Haltung gegenüber allen Schülerinnen und Schülern zeigen,
  • sprachliches Vorbild sind und fach- und altersangemessen kommunizieren,
  • im einfachen, fehlerhaften Sprachausdruck der Schülerinnen und Schüler deren komplexe Gedanken und Fragestellungen erkennen können,
  • vielfältige Sprechanlässe schaffen,
  • die Kommunikation zwischen den Schülerinnen und Schülern fördern,
  • in Konfliktgesprächen verbale Unterstützung anbieten und
  • im Unterricht die speziellen Erfahrungen aller Schülerinnen und Schüler berücksichtigen und inhaltlich einbeziehen.

Zurzeit erfolgt die zusätzliche DaZ - Förderung in Kleingruppen in einem Differenzierungsraum der jeweiligen Stufe. Schülerinnen und Schüler mit besonderem sprachlichen Förderbedarf und Deutsch als Zweitsprache werden in Gruppen von 3 bis 6 Schülern (meist einer Klasse) zusammengefasst. In Ausnahmefällen ist anfänglich eine Einzelförderung oder auch die Unterstützung von Projekten im Klassenverband möglich. Die Lehrperson der DaZ-Fördergruppe tauscht sich sowohl zu Unterrichtsthemen als auch zum Lern- und Leistungsverhalten mit den Klassenlehrerinnen und Klassenlehrern aus. Ziel ist die kontinuierliche Absprache und Abstimmung von Lerninhalten, sodass der Förderunterricht den Schülerinnen und Schülern direkt eine aktivere und erfolgreiche Teilnahme am Unterricht ermöglicht sowie die Mitarbeit im Unterricht vorbereitet und begleitet.

Sprachliche Förderung unter besonderer Berücksichtigung von Deutsch als Zweitsprache (DaZ)

Je nach Ausprägung der sprachlichen Lernschwierigkeiten und der bereits erworbenen Sprachkompetenz findet die sprachliche Förderung vorrangig entweder im Klassenverband oder in Kleingruppen statt. In den Kleingruppen der Unter-, Mittel- und Oberstufe wird gezielt auf die folgenden vier Kompetenzbereiche des Deutschunterrichts eingegangen:

  • Sprechen und Zuhören
  • Schreiben
  • Lesen, Umgang mit Texten und Medien
  • Untersuchung zum Sprachgebrauch.

Besondere Berücksichtigung finden zudem die „Stolpersteine“ der deutschen Sprache. Gemeint sind Besonderheiten des deutschen Sprachsystems, die den Erwerb der Bildungssprache in den folgenden fünf zentralen Bereichen erschweren (vgl. „Erwerb der Bildungssprache Deutsch“, erschienen in: „Erfolgreiches Lernen von Kindern und Jugendlichen mit Migrationshintergrund“, Handreichungen Brk 2014):

  • Lautung und Artikulation,
  • Wortschatz/ Wortbedeutung/Wortbildung,
  • Formenbildung,
  • Satzbau und
  • Textaufbau.

Didaktisch methodische Schwerpunkte bilden:

  • die Auswahl von Arbeitsheften, Lese-Schreibmaterial unter Berücksichtigung der Kriterien für Deutsch als Zweitsprache,
  • Spielerische Übungen, Gesellschaftsspiele, szenisches Spiel, Sprachspiele, Lieder,
  • handlungsorientierte Verfahren wie Kochaktivitäten, Zubereitung landestypischer Speisen, Einkauf und
  • die Gestaltung von Klassen- und Differenzierungsräumen sowie des Schulhofs.

Sprachförderung in der Unterstufe

Diagnose der Voraussetzungen des sprachlichen Lernens

Seit Beginn des Schuljahres 2009/10 findet für alle Schülerinnen und Schüler der Klassen 1 bis 4 eine differenzierte und individuelle Überprüfung ihrer Voraussetzungen für das sprachliche Lernen statt. Diese erfolgt auf der Grundlage von Beobachtungen im Sprachunterricht sowie mit Hilfe von ausgewählten Teilen standardisierter Sprachtests und informellen Diagnosebögen. Ziel ist es, die wahrgenommenen Sprachschwierigkeiten der Schülerinnen und Schüler zu analysieren und so differenziert Faktoren einer Sprachentwicklungsverzögerung zu diagnostizieren. Dazu gehört auch eine Überprüfung der auditiven und visuellen Wahrnehmung, um Auffälligkeiten im Sprachverständnis und in der Sprachproduktion in ihrem Umfang zu beschreiben. Alle Beobachtungen werden im individuellen Förderplan festgehalten, jährlich evaluiert und an die Schülerinnen und Schüler sowie deren Eltern zurückgemeldet, um dann gemeinsam die weitere sprachliche Förderung zu planen. Gegebenenfalls werden Ergotherapeuten und/ oder Logopäden zur Unterstützung mit einbezogen. Diese Maßnahme ist nicht nur für das Erlernen der deutschen Sprache, sondern auch zur Steigerung der muttersprachlichen Kompetenz von Bedeutung.

Schwerpunkte der sprachlichen Förderung in der Unterstufe

In den letzten Jahren hat der Anteil der Schülerinnen und Schüler mit Deutsch als Zweitsprache in der Unterstufe an unserer Schule abgenommen. Schülerinnen und Schüler aus Familien mit wirtschaftlicher und sozialer Problemlage zeigen allerdings einen erhöhten Förderbedarf in der sprachlichen Kompetenz. Der mündliche Sprachgebrauch, d.h. das Sprechen und (Zu-)Hören, steht in der Unterstufe für alle Schülerinnen und Schüler zunächst im Vordergrund. Sprechen ist immer auch soziales Handeln. Im täglichen Morgenkreis entwickeln die Schülerinnen und Schüler eine Gesprächskultur und erweitern ihre mündliche Sprachhandlungskompetenz. Sie erzählen, stellen Fragen und beantworten diese, geben und verarbeiten Informationen und lernen sich so auf Gesprächspartner einzustellen. Singspiele und Reime steigern die Lust an Sprachäußerungen. In der selbstverständlichen Wiederholung werden Wortschatz und Satzstrukturen spielerisch eingeübt und gefestigt. Es gibt zahlreiche Bilderbücher, die sehr sensibel auf ein „Anderssein“ eingehen, z.B. „Der Hase mit der roten Nase“ von Helme Heine. Auch in bekannten Kinderliedern kann Mehrsprachigkeit kennengelernt und ihr offen begegnet werden, z.B. „Der Hahn ist tot“ oder „Bruder Jakob“.

Das Angebot von bebilderten Texten und das Vorlesen von Büchern bereiten das selbstständige Lesen vor und stärken die Motivation, sich mit geschriebener Sprache zu beschäftigen. Auch Hörspiele kommen für mehrsprachige Kinder mit spezifischen Sprachförderelementen zum Einsatz (z.B. www.wetterschacht-detektive.de). Hierdurch bekommen die Schülerinnen und Schüler Gelegenheit, komplexere bildungssprachliche Elemente zu verarbeiten und aufzunehmen.

In der deutschen Sprache stellen die Wortart Nomen mit dem richtigen Artikel und die grammatischen Veränderungen durch Verwendung von Präpositionen eine besondere Hürde dar. Noch vor Abschluss des Lese- und Schreiblehrgangs kann dieser „Stolperstein“ bereits durch das Spiel mit Handpuppen handelnd trainiert werden. Im Anschluss daran werden mit zunächst bebilderten Arbeitsblättern rund um Alltagsthemen die folgenden Themen systematisch geübt: bestimmte und unbestimmte Artikel, Nomen, Pluralbildung, Verben und Präpositionen. Zudem wird der grundlegende Wortschatz wiederholt (vgl. „DaZ Wortschatz Training 1-14“ und „Artikel, Präpositionen, Nomen“ 1/2,3/4, Persen Verlag).

Schwerpunkte der sprachlichen Förderung in der Mittelstufe

Nachdem Erstlese- und Schreiblehrgang abgeschlossen sind, wird in den Klassen der Mittelstufe verstärkt die schriftsprachliche Kompetenz der Schülerinnen und Schüler entwickelt und trainiert. Schreiben und Rechtschreiben, der Umgang mit Texten und Medien und die Untersuchung zum Sprachgebrauch stehen im Mittelpunkt. Die Schüler der Klassen 5 bis 7 werden nach Möglichkeit in Differenzierungsgruppen unterrichtet. Damit kann klassenübergreifend das Lern- und Leistungsverhalten berücksichtigt und durch Reduzierung der Gruppenstärke in weit höherem Maße auf den Förderbedarf der einzelnen Schüler eingegangen werden. Eingesetzt werden die Lehrwerke Deutsch Kombi Plus, Stark in Deutsch und Klick Lesen/Schreiben. Weitere Rechtschreibwerkstätten und Fördermaterialien wie Orthografikus und Gezielt fördern bilden eine sinnvolle Ergänzung und ein systematisches Training der Rechtschreibfähigkeit. Die Arbeitshefte Gezielt fördern sind sowohl im Regelunterricht als auch als Arbeitsmaterial für den Förderunterricht einzusetzen. Es berücksichtigt, dass Schülerinnen und Schüler, die nicht über ein sogenanntes verlässliches Sprachgefühl verfügen, z. B. für die Setzung eines bestimmten Kasus, mehr grammatische Regeln und Übungen brauchen.

Die Arbeitshefte bieten besondere Hinweise und Hilfestellungen bei:

  • der Wortschatzerweiterung,
  • der Wortgrammatik,
  • der Satzgrammatik und
  • der fachbezogenen Lesekompetenz.

In der Kleingruppenarbeit hat es sich außerdem als sinnvoll erwiesen, zur Vertiefung und Festigung zusätzliches differenziertes Arbeitsmaterial einzusetzen:

  • DaZ: Grammatische Grundfertigkeiten 1, Deklinieren
  • DaZ: Grammatische Grundfertigkeiten 2, Unregelmäßige Verben konjugieren
  • DaZ: Das Satzbautraining 1-12
  • Artikel, Präpositionen und Nomen, Persen Verlag

Ab Jahrgangsstufe 5 wird im Deutschunterricht gemeinsam eine Klassen-Lektüre gelesen. Oft ist diese Lektüre das erste Buch, der erste vielseitige Text, den die Schülerinnen und Schüler besitzen und von Anfang bis zum Ende, meist mit steigender Leselust, erlesen und bearbeiten. Vielfach kommen ab Klasse 5 die „Leseprojekte“ vom Cornelsen Verlag zum Einsatz. Hierbei handelt es sich um gekürzte und vereinfachte, an das Lesealter angepasste, Jugendbücher auch namhafter Jugendbuchautoren. In diesen Leseprojekten wird jedes Kapitel mit einer Illustration begonnen. Am Ende eines Kapitels stehen immer Aufgaben und Übungen, die das Textverständnis sichern. Ungekürzt und sprachlich altersangemessen liefert z.B. die Ganzschrift „Ben liebt Anna“ von Peter Härtling, Anlass, das Thema Zuwanderung aufzugreifen. Die Geschichte handelt von der Beziehung bzw. der ersten Liebe des zehnjährigen Ben zum Aussiedlermädchen Anna. In altersentsprechender Weise werden die Vorurteile der Mitschüler dargestellt und können im Unterricht offen diskutiert werden. Eine Alternative zu gekürzten Jugendbüchern bildet auch die Lektüre „Die grauen und die grünen Felder“ von Ursula Wölfel. Hier gibt es vierzehn kurze Geschichten, die unterschiedliche Probleme sowohl von Kindern und Jugendlichen als auch von Erwachsenen zeigen. Die Autorin schreibt darin sehr einfühlsam und auch ernst von sozialer Armut, von Krieg, von geschiedenen oder alkoholabhängigen Eltern, von Rassismus, Vorurteilen oder dem Ausgrenzen von Behinderten. Je nach Alter und sprachlicher Kompetenz der Schülerinnen und Schüler kann ausgehend vom Text der angesprochene Konflikt vertiefend bearbeitet werden.

Schwerpunkte der Sprachlichen Förderung in der Oberstufe

An unserer Schule ist der Anteil der Schülerinnen und Schüler mit Deutsch als Zweitsprache in der Oberstufe hoch. Bereits bei der Bildung der parallel arbeitenden Abschlussklassen (Werkerklasse/Berufsintegrationsklasse, zwei Klassen mit dem Ziel Hauptschulabschluss) wurden die unterschiedlichen Lernvoraussetzungen der Schülerinnen und Schüler und ihre Möglichkeiten zur Weiterbildung bzw. zum Übergang in Arbeit oder Ausbildung berücksichtigt.

Durch die Arbeit mit dem Lehrwerk Deutsch Kombi Plus (Klett - Verlag) im Deutschunterricht wird die notwendige Differenzierung in den heterogenen Lerngruppen erleichtert. Dazu heißt es vom Verlag: „Der Basisteil enthält Texte und Übungen zum Bereich Rechtschreibung, Grammatik und Sprachbetrachtung, die von allen Lernenden bewältigt werden können. Dabei werden alle Kompetenzbereiche berücksichtigt. EXTRA-Seiten bieten zusätzlichen Lernstoff für Schüler, die sich vom Basisniveau abheben. TRAINING-Seiten sind vor allem für Schülerinnen und Schüler mit erhöhtem Förderbedarf konzipiert.“

Darüber hinaus wird die Arbeit an den „Stolpersteinen“ der deutschen Sprache weiterführend und vertiefend mit den folgenden Materialien bearbeitet:

  • DaZ Grammatiktrainer: Präpositionen 2, AOL –Verlag
  • Grammatik Sehen, Hueber Verlag
  • DaZ Training: Sprachlicher Ausdruck 2 Inhaltsangabe, Analyse, Interpretation
  • DaZ Training: Sprachlicher Ausdruck 3 Argumentieren und Erörtern
  • DaZ Training: Sprachlicher Ausdruck 4 Bewerbung und offizielle Schreiben.

Das Lesen einer Ganzschrift mit Bezug zur Lebenswelt der Schüler bleibt auch in der Oberstufe fester Bestandteil des Unterrichts. Die Lektüre findet wiederum in den DaZ- Gruppen Anwendung bei der zusätzlichen Leseförderung. Die ergänzende Arbeit am Textverständnis erleichtert den Schülern unmittelbar die Mitarbeit im Deutschunterricht. Die Kleingruppen-Förderung in der Oberstufe bezieht weiterhin alle Kompetenzbereiche mit ein. Inhaltlich werden folgende Schwerpunkte gesetzt:

a) Vorbereitung auf das Berufsleben:

  • Mündliche und schriftliche Vorbereitung auf ein Betriebspraktikum
  • Bewerbungsschreiben, Lebenslauf
  • Vorstellungsgespräch
  • Arbeitsbericht
  • Ausarbeitung der Praktikumsmappen
  • Fachsprache

b) Reflektion zum Thema Zuwanderung in enger Verknüpfung zur eigenen Familiengeschichte und Lebenswelt

Die DaZ - Förderung berücksichtigt das Thema Zuwanderung fachübergreifend und projektorieniert aus verschiedenen Perspektiven. So werden sowohl geschichtliche und geographische als auch wirtschaftliche und gesellschaftspolitische Aspekte behandelt. In Anlehnung an die jeweiligen Themen des Fachunterrichts werden z.B. Zeitungsartikel zu aktuellen Themen im In- und Ausland ausgewählt und gemeinsam bearbeitet. Anregungen liefert auch die Bundeszentrale für politische Bildung (BpB). Sie bietet teilweise kostenloses Informationsmaterial (z. B. Themenblätter im Unterricht) an, das entsprechend der sprachlichen Kompetenz der Schülerinnen und Schüler aufgearbeitet und eingesetzt werden kann.

Diagnostik/Evaluation

Die Grundlage für die individuelle Förderung bilden anfangs die Berichte der Kindergärten und der abgebenden Schulen, deren Ergebnisse zur Sprachstandsfeststellung in das sonderpädagogische Gutachten einfließen (AO-SF). Wie bereits beschrieben findet an unserer Schule dann noch einmal für alle Schülerinnen und Schüler der Klassen 1 bis 4 eine differenzierte und individuelle Überprüfung ihrer Voraussetzungen für das sprachliche Lernen statt Im Laufe der Schuljahre werden sowohl durch standardisierte als auch durch informelle Testverfahren die Lernfortschritte überprüft und evaluiert. Für den Bereich Rechtschreibung steht uns mit der Hamburger- Schreib- Probe (HSP) ein standardisiertes Verfahren zur Verfügung. Es hat sich bewährt, bereits zu Beginn einer Unterrichtseinheit den sprachlichen Entwicklungsstand festzustellen, um dann im jeweiligen sprachlichen Bereich differenziert fördern und individuelle Lernfortschritte erkennen zu können. Für informelle Überprüfungen des Lernstandes stehen den Lehrerinnen und Lehrern u.a. Vorlagen unterschiedlicher Schulbuchverlage zur Verfügung, z.B. der „Grammatische(r) Lerneingangs- und Lernausgangstest“ aus dem Persen Verlag. Mit Einführung des Lehrwerks Deutsch Kombi Plus besteht auch die Möglichkeit, mit Hilfe des Online-Services und der „Teste-Dich-Seiten“ im Buch den Lernstand der Schülerinnen und Schüler regelmäßig zu überprüfen.

Der schriftliche C-Test, der ursprünglich als Instrument zur Feststellung des Sprachstandes von erwachsenen Fremdsprachenlernern entwickelt und eingesetzt wurde, hat sich auch im Anwendungsbereich DaZ als besonders geeignet erwiesen. Er ermöglicht, Lese - und Schreibfähigkeit vorausgesetzt (ab Klasse 5), die allgemeine Sprachkompetenz zu überprüfen und den Förderbedarf im Deutschen als Muttersprache und als Zweitsprache zu erkennen. C- Tests bestehen aus der Klassenstufe angemessenen Texten, die ein bestimmtes Sachwissen voraussetzen und in bestimmter Weise „beschädigt“ wurden (vgl. Baur/ Spettmann 2008). Aufgabe der Schülerinnen und Schüler ist es dann, diese Lückentexte zu rekonstruieren, indem sie Wortteile schriftlich ergänzen. Die richtige Ergänzung gibt Aufschluss über das Leseverständnis und über Schwierigkeiten im produktiv-schriftsprachlichen Bereich. C-Tests dienen nicht nur der Ermittlung der Sprachkompetenz, sondern sind auch als Übungs- und Sprachförderinstrument zu gebrauchen. Denn „das Lösen von C-Tests sensibilisiert die Schülerinnen und Schüler einerseits für den korrekten Sprachgebrauch und fördert die Aktivierung von Lösungs- und Lesestrategien“ (vgl. Baur/ Spettmann 2010). Die Entwicklung von C-Tests für den Gebrauch an unserer Schule befindet sich noch in den Anfängen. Dagegen sind prozessbegleitende Maßnahmen wie der Austausch von Beobachtungen über den Zuwachs der aktiven sprachlichen Teilnahme am Unterricht, über Schwierigkeiten in der sprachlichen Verständigung zwischen den Schülerinnen und Schülern und über ihre Integration in die Klassengemeinschaft Bestandteil unserer täglichen Arbeit.

Im Schuljahr 2014/2015 wurden folgende Testverfahren angeschafft: SFD, Diagnosebox Deutsch, Stolperwörter Lesetest, um den Sprachstand noch differenzierter zu erheben.

Schulleben/Schulgestaltung

Die Gestaltung des Schullebens und des Schulgebäudes hat wesentlichen Einfluss auf das Schulklima. Sich an der Gestaltung beteiligen zu können, fördert nach unserer Erfahrung erheblich die Identifikation der Schülerinnen und Schülern mit der Schule und ihre Integration in die Schulgemeinschaft. Dementsprechend legen wir Wert auf regelmäßig wiederkehrende Feiern, zu deren Gelingen alle Schülerinnen und Schüler beitragen können. Durch Darstellungsformen, wie z.B. Gesang, Tanz, Spiel oder sportliche Bewegung bekommen sie die Möglichkeit, sich unabhängig von den Unterrichtsleistungen mit ihren Talenten erfolgreich einbringen zu können. Zu den regelmäßig wiederkehrenden Schulfeiern gehören das Herbstfest, die Weihnachtsfeier, Karneval, die Einschulung und die Entlassfeier. Neben den regelmäßig wiederkehrenden Schulfeiern tragen Sport- und Spielfeste, AGs und Projekte zur verstärkten Interaktion und zum friedlichen Miteinander der Schülerinnen und Schüler bei. Es ist unser Anliegen, dass alle Schülerinnen und Schüler die täglichen Pausen als altersangemessene Auszeit nutzen können. 2013 wurde ein Oberstufen-Café eingerichtet, das den älteren Schülerinnen und Schülern Platz und Gelegenheit bietet, ungestört von den Kleineren ihre Pause zu verbringen und ins Gespräch zu kommen. Es ist zu beobachten, dass es vielen unserer Oberstufenschülern schwerfällt, einen angemessenen Kontakt zueinander aufzubauen. Gesellschaftsspiele oder Kicker-Turniere könnten hier das gegenseitige Zugehen aufeinander und die Kommunikation fördern. Notwendig erscheint es darum, bereits in der Mittelstufe die zum Teil noch bekannten, aber kaum noch praktizierten Spiele zum Unterrichtsthema zu machen. Ausgearbeitete Regeln und begleitetes Spiel im Klassenzimmer können vermutlich auch die Spielmotivation in den Pausen wieder steigern. In den Familien, die aus russisch sprachigen Gebieten zugewandert sind, sind das Kartenspiel Durak und auch Schach häufig bekannt. Viele Schülerinnen und Schüler kennen auch noch verschiedene Varianten von Mensch-Ärgere-Dich-Nicht, Mau-Mau und Uno. Das Würfelspiel Mäxchen löst man vor allem erfolgreich, wenn Mimik und Gestik der Mitspieler Beachtung finden. Dies fördert in besonderem Maße den Blickkontakt der Schülerinnen und Schüler untereinander und intensiviert die Beziehung in der gemeinsam verbrachten Pause. Schön wäre es, wenn wieder eingeübte Gesellschaftsspiele dazu beitragen könnten, Geselligkeit und spielerisches Miteinander in der Pause zu erleben.

Unsere Schule verfügt über einen großen Eingangsbereich, der im Laufe der Jahre in zahlreichen Kunstprojekten auch mit Unterstützung von Künstlern immer ansprechender gestaltet wurde. Unter Anleitung sind lebensgroße Tonskulpturen entstanden, großformatige Bilder auf Leinwand gemalt und Graffitis zur Dekoration der Betonwände gestaltet worden. Aktuelle Werke sind über das Projekt Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage über den Kunstunterricht hinaus entstanden, die die Mehrsprachigkeit, Vielfalt und Zusammengehörigkeit ausdrücken. Ein weiterer Platz zur kreativen Gestaltung mit Schülerinnen und Schülern und bildhaften Umsetzung des Gedankens von Weltoffenheit findet sich am Eingang unseres Schulgeländes an den meterlangen Absperrgittern auf dem Schulhof. Die Gitter mussten nachträglich zum Schutz des Flachdaches eines Nebengebäudes errichtet werden und wirken ausgrenzend. Eine bunte, lebendige Umgestaltung dieser Gitter entspricht unserer Zielsetzung.


Angebot der zweisprachigen Betreuung im Rahmen der Offenen Ganztagsschule

Vom Angebot der Offenen Ganztagsschule für die Klassen 1bis 6 profitieren alle teilnehmenden Schülerinnen und Schüler. Sie erleben hier eine klar strukturierte Nachmittagsbetreuung mit viel Hilfestellung. Im Anschluss an den Unterricht erhalten die Kinder nach einem gemeinsamen Mittagessen Hausaufgabenhilfe und ein Angebot für Freizeitaktivitäten. Das längere Verbleiben in der deutschsprachigen Schulumwelt hat einen günstigen Einfluss auf die Sprachentwicklung der Schülerinnen und Schüler mit Migrationshintergrund. Durch die Mitarbeiterinnen, einer Deutschlehrerin aus Kasachstan und einer pädagogisch qualifizierten Helferin aus Polen, die beide die Herkunftssprache der meisten Kinder mit Migrationshintergrund beherrschen, erfahren die Kinder auch Anleitung in der ihnen vertrauten Erstsprache. Über die direkte Hilfe bedeutet dies eine ausdrückliche Wertschätzung der Herkunftssprache und fördert die Bereitschaft und die Freude zur Kommunikation. Die Zweisprachigkeit erleichtert zudem vielen Eltern den Austausch und die Zusammenarbeit mit der Schule.


Stand: Jan 2020. Beschlussfassung Schulkonferenz: offen

Einordnung ist das Qualitätstableau NRW